European Commission Joint Research Centre, Institute for the Protection and Security of the Citizen, VOICE Project
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VOICE Project and the European Year of People with Disabilities 2003
EU-Finanzhilfen ermöglichen bedeutende Fortschritte bei Forschung zur Gehörlosigkeit
European Research Commissioner Philippe Busquin
Press release for the Welt-Gehörlosentag

from the Web Site:
http://europa.eu.int/rapid/start/cgi/guesten.ksh?p_action.gettxt=gt&doc=IP/03/1183|0|RAPID&lg=EN

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IP/03/1183
Brussels, 29 August 2003

Im Hinblick auf den "Welt-Gehörlosentag" am 1. September hat die Europäische Kommission heute ihren Willen bekräftigt, Forschungsarbeiten zur Gehörlosigkeit finanziell zu unterstützen, die ein reales und oft unterschätztes Gesundheitsproblem ist: 6% der europäischen Bevölkerung sind hörbehindert. Mehr als die Hälfte aller Hörschwächen sind genetisch bedingt. Die Europäische Kommission hat in den letzten sieben Jahren mehr als 10 Mio. € für Forschungsarbeiten zu verschiedenen Aspekten der Gehörlosigkeit bereitgestellt. Im Rahmen eines speziell geförderten Forschungsprojekts wurden Gene ermittelt, die bei einem Defekt erbliche Gehörlosigkeit verursachen. Dank dieser Entdeckungen hat sich unser Verständnis des Hörvorgangs erheblich verbessert, und es wurden neue Therapie-möglichkeiten für Gehörlosigkeit erschlossen. Gehörlosigkeit behindert den Zugang zu Informationen, die Kommunikation und die Ausbildung. Im Rahmen des Projekts VOICE sensibilisiert die Gemeinsame Forschungsstelle (GFS) der Europäischen Kommission Nutzer, Systementwickler und -anbieter für Techniken, die das gesprochene Wort in geschriebenen Text umsetzen können (voice-to-text - VTT-Technologien). Dadurch sollen Hörbehinderte unter effizientem Einsatz der verfügbaren Mittel dabei unterstützt werden, ihre Kommunikationsfähigkeit auszubauen, sich an ihre Umwelt anzupassen und ihre Lebensqualität zu verbessern.

"Aufgrund der ständig zunehmenden Lärmbelastung und der Alterung der Bevölkerung nimmt die Zahl der Hörbehinderten ständig zu", stellt Philippe Busquin, für Forschung zuständiges Mitglied der Kommission, fest. "Abgesehen von Hörhilfen gibt es derzeit kein Mittel gegen Hörbehinderungen. Die Entwicklung neuer Therapien erfordert eine Zusammenarbeit der besten Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern und Disziplinen, damit das Wissen über den Hörvorgang vertieft und die Ursachen von Gehörlosigkeit ermittelt werden können. Genau das realisiert die EU im Rahmen ihrer Forschungsprogramme."

Gehörlosigkeit ist in Europa ein bedeutendes Gesundheitsproblem

In Europa leiden 22,5 Millionen Menschen an einer Hörbehinderung, wovon 2 Millionen gehörlos sind. Bei Kindern verhindert Gehörlosigkeit den Spracherwerb und verursacht Lernschwächen. Bei Erwachsenen beeinträchtigt Gehörlosigkeit in hohem Maße die sozialen Beziehungen, was häufig Depressionen nach sich zieht. Insgesamt wurden die finanziellen Kosten von Hörbehinderung in Europa (ausgehend von durchschnittlichen Kosten in Höhe von 3500 € pro Patient für Sonderausbildung, Sprachtherapie, Hörhilfen, Honorare für Ärzte und Akustiker sowie andere Ausgaben) auf jährlich 78 Mrd. € beziffert.
Dieser Betrag übersteigert die durch Epilepsie, multiple Sklerose, Querschnittslähmung, Schlaganfälle und Parkinsonsche Krankheit zusammen verursachten gesamtwirtschaftlichen Kosten, und er wird infolge der Lärmbelastung und Bevölkerungsalterung in Zukunft wahrscheinlich noch ansteigen. Gehörverlust ist nach Arthritis und Hypertension die dritthäufigste chronische Behinderung.

Europäische Forschung zur Gehörlosigkeit

Die Europäische Kommission unterstützt seit vielen Jahren Forschungsarbeiten zur Gehörlosigkeit. Insbesondere das von Prof. Christine Petit vom Pariser Institut Pasteur koordinierte Projekt zur erblichen Gehörlosigkeit hat erhebliche Fortschritte beim Verständnis des Hörvorgangs und bei der Ermittlung genetischer Ursachen von Gehörlosigkeit ermöglicht. 50% aller Hörbehinderungen sind genetisch bedingt. Dieser Kreis führender europäischer Forscher hat allein die Hälfte der 36 bekannten Gene ermittelt, die bei Gehörlosigkeit eine Rolle spielen. Wie sich gezeigt hat, ist eines dieser Gene "Connexin 26", für mehr als 30 % aller Fälle von Gehörlosigkeit in Europa verantwortlich.

Die Ermittlung der genetischen Determinanten ist von zentraler Bedeutung für die Feststellung der Ursachen von Gehörlosigkeit. Mit den heute verfügbaren Diagnoseinstrumenten können in sehr vielen Fällen die genetischen Ursachen der Hörbehinderung ermittelt werden.

Daneben wurde im Rahmen dieser Forschungsarbeiten das Wissen über den Hörvorgang vertieft, das heißt die Übermittlung von Schallwellen vom Außenohr ins Innenohr und die Weiterleitung des Reizes als elektrischer Impuls an das Gehirn. Durch diese Entdeckungen werden neue innovative Therapiemöglichkeiten für Gehörlosigkeit erschlossen. Daneben wurden mehrere Modelle zur Simulation menschlicher Gehörschwächen an Mäusen entwickelt. Diese werden beim Testen neuer therapeutischer Konzepte sehr nützlich sein.

Insgesamt haben die auf europäischer Ebene unternommenen Anstrengungen unser Wissen über dieses wichtige Gesundheitsproblem vertieft. Gleichwohl sind wir von einem vollständigen Verständnis noch immer weit entfernt, und insbesondere muss noch viel Arbeit geleistet werden, bevor neue potenzielle Therapien für Gehörlosigkeit verfügbar sind. In der im Juli 2003 veröffentlichten zweiten Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen innerhalb des 6. Forschungs-Rahmenprogramms wird Gehörlosigkeit ausdrücklich thematisiert. Die Kommission fordert dabei dazu auf, Vorschläge für große europäische Projekte zur Erforschung des Hörvorgangs und der Gehörlosigkeit einzureichen.

Das Projekt VOICE der GFS

Hörschwächen können die Ausbildung behindern, berufliche und wirtschaftliche Probleme verursachen und zu sozialer Ausgrenzung führen. Schallreize, die nicht wahrgenommen werden können, müssen durch andere Signale ersetzt werden. Effektive Kommunikation - die Aufnahme und Weitergabe von Informationen, der Austausch von Informationen oder die Mitteilung von Gefühlen - kann ein großes Problem werden, sowohl im individuellen Kontakt als auch in Gruppen, am Telefon, oder über Fernsehen und Rundfunk.

Technische Innovationen wie fortgeschrittene Kommunikationssysteme, das Internet und die elektronischen Medien haben großen Einfluss auf das Leben der Menschen.
In einer Welt, in der Kommunikation zunehmend mittels elektronischer und visueller Instrumente erfolgt, ist die GFS bemüht, die Nutzung des Internet zu stimulieren, wobei besonderes Gewicht auf die Probleme Gehörloser gelegt wird, um die Wirksamkeit von Lernförderungs- und Informationstechnologien zu verbessern.

Kostengünstige und leicht bedienbare Systeme zur Umwandlung des gesprochenen Wortes in Schrift

Im Rahmen des Projekts VOICE werden Techniken der Spracherkennung untersucht und nutzerfreundliche Schnittstellen zur Umsetzung gesprochener Sprache in Text auf Computerbildschirmen und in Untertiteln entwickelt. Diese Anwendungen können in Alltagssituationen (Gespräche, Lektüre, Telefon, Fernsehen) zum Einsatz kommen.

Spracherkennungstechniken ermöglichen die Erstellung von Dokumenten ohne Benutzung einer Tastatur und bieten damit für Hör-, Seh- und Körperbehinderte wie für Menschen ohne besondere Bedürfnisse gleichermaßen erhebliche Vorteile. Durch die Integration von Standardhardware und allgemein verfügbarer Software in flexible Anwendungen rüstet der VOICE-Demonstrator der GFS Spracherkennungs-geräte mit geringen Kosten zu leicht handhabbaren Untertitelungssystemen auf. Der Prototyp wurde unter realen Bedingungen getestet: Untertitelung von Konferenzvorträgen, Schulunterricht und Vorlesungen an Universitäten. Zur Sensibilisierung für dieses neue Gebiet wurden zahlreiche Konferenzen organisiert. Die GD Informationsgesellschaft hat das VOICE-Konzept "ein Design für alle" lanciert, damit die Ergebnisse der Forschungsarbeiten der GFS auch auf andere Arten von Behinderung übertragen werden können.

Internet-Forum zur Ermittlung der Nutzeranforderungen

VOICE konzentriert sich auf technische Aspekte, wobei Regeln, Normen, Konzepte und Tätigkeiten in verschiedenen Ländern verglichen werden, um die Forschung auf diesem Gebiet zu stimulieren. So sollen Verbände, Industriezweige, Schulen, Universitäten und Behörden, die die Ergebnisse der entsprechenden Forschungsarbeiten nutzen möchten, durch ein Internet-Forum zusammengeführt werden. Dies trägt dazu bei, die Nutzeranforderungen von Hörbehinderten und anderen Personen mit besonderen Ansprüchen an Anwendungen der Informations-technologie zu ermitteln. Daneben ist diese Initiative, die sprachliche und akustische Hürden überwinden hilft, ein Schritt in Richtung europäischer Integration.

Die GFS arbeitet zusammen mit der Generaldirektion Unternehmen, der Europäischen Normenorganisationen CENELEC und der Union der Europäischen Rundfunkorganisationen an der Entwicklung von Normen und der Vereinheitlichung von Kommunikationstechnologien. Durch die Verringerung der Entwicklungs- und Instandhaltungskosten von VTT-Technologien und die Verbesserung der Qualität der in Verkehr gebrachten Produkte wird ein Beitrag zur Beseitigung der oftmals von neuen technologischen Instrumenten geschaffenen Hindernisse geleistet.

Der Kontakt zu den Rundfunkanstalten und CENELEC wird weiterhin aufrecht erhalten, um technische Unterstützung für die europaweite Harmonisierung der Untertitelung von Fernsehsendungen zu leisten. Daneben wird die Zusammenarbeit mit Hochschulen ausgebaut, um hörbehinderten Studenten durch Untertitelung den Besuch von Vorlesungen zu erleichtern.

Weitere Informationen über VOICE enthält folgende Webseite:
--> http://voice.jrc.it

Weitere Informationen zur Problematik der Gehörlosigkeit:
http://www.press.hear-it.org


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